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Das Schlegel’sche Pendel

Kunst: Altes und Ausrangiertes finden bei Hansruedi Schlegel in Muttenz eine neue Bestimmung. Und die kann sogar bis aufs Podest der Biennale führen.

Das Schlegel’sche Pendel

Künstler Hansruedi Schlegel liebt es, mit Licht und Schatten zu spielen. Hier mit seiner «Lichtdusche». Bild: Domt

Wenn der Künstler den Duschkopf in die Hände nimmt, um seine auf alles gefassten Glühbirnen zu beleuchten, rückt er Alltagsgegenstände nicht nur ins rechte Licht, er feiert auch ihre Vielseitigkeit.

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Mit dem Pendel gewann der Künstler bei der Biennale in Florenz. Bilder: N. S

Meist mit einer gehörigen Portion Humor und Ironie. So wie bei den Glühbirnen, die umfunktioniert die guten alten Petroleumlampen würdigen und ganz unelektronisch Licht spenden. Elektrisches Licht gibt zwar die Installation «Fassungslos», doch die Birne leuchtet ohne Fassung. Magie? Nein Tüftelei. Wie die Dusche ist auch das Passevite zweckentfremdet und hat die längste Zeit Kartoffeln püriert, jetzt zeigt es die Uhrzeit an: le temps passe vite. «Ich liebe Wortspiele », verrät uns Hansruedi Schlegel. «Je nachdem kommt mir erst das Wort oder erst der Gegenstand in den Sinn.» Am liebsten spielt der gelernte Elektriker zusammen mit Licht und Schatten. «Ich habe mal eine Saison am Skilift in Arosa gearbeitet, da muss man sich beschäftigen gegen die Monotonie. Dabei ist wohl meine Faszination für Licht- und Schattenspiele entstanden.»
 

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«Le temps passe vite».

Vom Findling zum Kunststar

In Kombination mit diversen Findlingen und Alltagsgegenständen wie ausrangierte Räder, Dunstsiebe, Metall- oder Holzabfälle entstehen dabei aussergewöhnliche Kunstobjekte, Installationen oder Gebrauchsgegenstände. Ein Findling hat ihm 2019 den 1. Preis für Installation/Objektkunst an der Biennale in Florenz eingebracht. «Bei einem Spaziergang am Rhein habe ich ein mit Eisen versehenes Holz gefunden, das wohl mal Teil eines Pfahles war. Die Form hat mich gleich begeistert », erinnert sich der Künstler. Das Holz stand lange im Atelier, bevor ihm die Idee kam, es an einer Kette aufzuhängen. «Es hing da wie ein Pendel und als ich eine Taschenlampe montiert habe, erkannte ich die Ellipsen, die dabei entstehen.» Kurzerhand stattete der gelernte Elektriker das Pendel mit einem Laser aus und konstruierte eine Bodenplatte, die das Licht aufnimmt und reflektiert.
 

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«Ragnatela» – das Spinnennetz.

Aufforderung zum Innehalten

Heraus kam eine an Ästhetik und Poetik einmalige Installation, die zum Innehalten und Sinnieren einlädt. Bei unserem Besuch sitzen wir minutenlang im Dunkeln und beobachten, wie das Pendel neue Ellipsen dreht, während die alten langsam verblassen. Bestaunen Symmetrie und Gleichmässigkeit der Bahnen und vergessen die Zeit. Ein Gerät, das perfekt in unsere Zeit passt, weil es entschleunigt, zu Fokus und Konzentration einlädt, gleichzeitig so simpel in der Ausführung ist. «Bis das Pendel zur Ruhe kommt, geht es etwa noch eine Stunde», bemerkt der Künstler. Nur schwer reissen wir uns los und gehen zurück ins Licht.
 

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Wenn Fassung und Glühbirne getrennte Wege gehen: Objekt «Fassungslos».

Vielleicht charakterisiert das Pendel am besten den künstlerischen Ansatz von Hansruedi Schlegel. Er verbindet Upcycling mit Designerkunst und Light-Art. Mit oder ohne Humor. Aber immer besonders. In seiner Werkstatt stehen viele wegen ihrer Banalität leicht zu übersehene Objekte in der Ecke und warten darauf, umfunktioniert oder entfremdet zu werden. In den Händen von Hansruedi Schlegel ist ihre Aufwertung jedoch gewiss. Dominique Simonnot

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