Teilen ist das neue Haben und macht gerade im urbanen Raum aus ökonomischen und ökologischen Gründen Sinn. Beim Teilen sind die Verkehrsmittel nicht mehr individuelle, sondern gemeinschaftliche Besitzgüter. Alle können bei Bedarf darauf zugreifen. Die geteilte Mobilität spart also Ressourcen und trägt zur Energieeffizienz des Verkehrs bei. Und sie hilft den Geldbeutel zu entlasten, fallen doch Steuern, Versicherungen und unnötige Leerkosten weg, denn die meisten Autos stehen die meiste Zeit ungenutzt im privaten oder öffentlichen Raum einfach nur rum.
Shared Mobility wächst weiter
Unter dem englischen Namen Shared Mobility (geteilte Mobilität) wird die geteilte Nutzung von Verkehrsmitteln wie Autos, Velos, E-Bikes, Scooter oder E-Trottis zusammengefasst.
Und es scheint, als hätte die Goldgräberstimmung in der Sharing Community erst begonnen. Wobei der Begriff etwas hinkt, schliesslich geht es vielen auch um Verzicht. Zumindest herrscht aber ein unheimlicher Tatendrang, der zu immer neuen Anbietern und Konzepten führt. So wirkt anfangs die wachsende Zahl an Anbietern mit jeweils eigenem System und eigener App etwas unübersichtlich. Allein in Basel sind es für Autos die bekannte Firma Mobility und die weniger bekannte Ubeeqo, für Velos Pick-e-Bike, Rent a Bike, Carvelo2go und für Trottis die Anbieter Bird, Tier, High Speed Service, Zisch, Lime und Voi. Die Leichtfahrzeuge des Anbieters Enuu liegen dabei irgendwo zwischen Auto und Velo.
Trottis in allen Farben
Ob insbesondere die auffällig grosse Zahl an Trotti-Anbietern gerechtfertigt ist, sei dahingestellt. Wegzudenken sind sie aus dem Stadtbild allerdings nicht mehr. Und ihren Zweck scheinen sie zu erfüllen, insbesondere und auf inflationäre Weise, wenn die Rheinschwimmsaison losgeht. Die Handhabung ist einfach. Man lädt die App runter, hinterlegt seine Kreditkarte, schaltet das nächste Trotti per App frei und saust los.
Im Vergleich zu den Carsharing- und Mietveloanbietern sind die kleinen E-Roller recht teuer. 10 Minuten kosten etwa 5 Franken. Allerdings sind die kleinen Raser auch nicht für lange Distanzen gedacht. Und der Spassfaktor soll ja auch was kosten.
Neue Velos für Basel
Insgesamt werden geteilte Fahrzeuge in Zukunft einen wesentlichen Bestandteil eines effizienten und ressourcenschonenden Verkehrssystems einnehmen. Entsprechend ist eine Förderung von Sharing-Angeboten auch Bestandteil der neuen Mobilitätsstrategie des Kantons. Mit Velospot bekommt Basel daher bald ein städtisches Veloverleihsystem, das im Endausbau etwa 2000 Velos an 350 Stationen umfassen wird. Der Aufbau des Systems erfolgt in engem Austausch mit dem Amt für Mobilität. Läuft alles nach Plan, stehen die ersten roten Velos Mitte 2021 zur Verfügung. Bei Rent a Bike kann man zwar schon länger schweizweit Velos mieten, muss sie allerdings am Bahnhof bzw. bei einigen Drittanbietern wieder zurückgeben. Dagegen gibt es bei Pick-e-Bike keine fixen Rückgabeorte. Bezahlt wird nur die Nutzung ohne monatliche Fixkosten. Mittlerweile gibt es 350 der eleganten weissen Stromer, die bei allen möglichen Gelegenheiten ausgeliehen werden. Eine Marktlücke gefunden haben die Anbieter von Carvelo2go. Die elektrischen Lastenräder eignen sich bestens für den Wochenendeinkauf oder einen Ausflug mit den Kindern. Und die sind sogar ganz verrückt darauf, in den urigen Cargokisten transportiert zu werden. Die Cargobikes können zwar nicht an jeder x-beliebigen Stelle zurückgegeben werden, allerdings gibt es zahlreiche – auf die ganze Stadt verteilte – Standorte, zurzeit leider nur in Basel-Stadt. Die Bikes gibt es mit oder ohne Abo, sie kosten ab 2.50 Franken pro Stunde plus Bearbeitungsgebühr von 5 Franken (ohne Abo) oder 2.50 Franken (mit Abo). Nachts zahlt man sogar nur die Bearbeitungsgebühr. Das Standardmodell ist meist für 2 Kinder oder 100 kg.
Fastmonopol von Mobility
Der wohl grösste Carsharing-Anbieter mit 1530 Standorten in der ganzen Schweiz beherrscht auch den Basler und Baselbieter Markt. Nach einer einmaligen Registrierungsgebühr von 25 Franken zahlt man einen Stundentarif (ab 3 Franken/Std. je nach Fahrzeug) und 0.65 Franken pro Kilometer. Günstiger fährt man mit einem Jahresabo von 125 Franken. Man sollte also vorher seine Fahrfrequenz gut unter die Lupe nehmen. Ein relativ neuer Player auf dem lokalen Markt ist der Anbieter Ubeeqo der Firma AMAG Services AG. Auch hier gibt es ein Modell ohne Abo-Gebühr und eins mit. Die Tarife bei Ubeeqo sind etwas günstiger als bei Mobility, dafür gibt es in Basel bisher nur zwei Standorte, an der Messe und am Bahnhof. Beim Testen der Redaktion gab es Schwierigkeiten, die Türen mit der Karte zu entriegeln, das Abo zu beenden und auch bei der Abrechnung. Hoffen wir, dass das Startschwierigkeiten waren.
Übersicht im Sharing-Dschungel
Um in dem sehr dynamischen Sharing-Dschungel zumindest bezüglich der Standorte den Überblick zu behalten, bietet das Bundesamt für Energie mit sharedmobility.ch eine Plattform, die in Echtzeit zeigen soll, wo sich Mobility-Fahrzeuge, Mietvelos, E-Trottis und sonstige Fahruntersätze befinden. So kann man herausfinden, ob ein Carsharing-Fahrzeug, ein Mietvelo oder ein E-Trottinett in der Nähe zur Verfügung steht. Auf der Website sharedmobility.ch sollen die entsprechenden Daten in Echtzeit abrufbar sein. Betreiber der Plattform sind das Bundesamt für Energie (BFE), das Programm EnergieSchweiz und die Anbieter der Shared-Mobility-Dienste. Bleibt der App-Dschungel. Hier bietet die mehrfach prämierte App Yumuv eine umfassend durchdachte Lösung, indem sie in Basel die Anbieter Tier, Voi, Mobility und Carvelo2go vereint und gleichzeitig den ÖV integriert. So zeigt die anwenderfreundliche App nicht nur die nächsten Standorte für Fahrzeuge an, sondern auch die nächsten Haltestellen für Bus und Tram samt Fahrtenanzeige im Minutentakt. Schliesslich sollen sich der öffentliche Verkehr und das Shared-Mobility-Angebot gegenseitig ergänzen. Dominique Simonnot
sharedmobility.ch
yumuv.ch