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Riviera am Rhein

In Basel wachsen erstaunlich viele Palmen, es gibt sogar eine Palmenstrasse. Der Grund ist wohl eine Mischung aus günstigem Klima und erhöhter Sehnsucht.

Riviera am Rhein

Geballte Palmenladung in der Sandoase. Bilder: zvg

Zugezogenen fällt es sofort auf: Die Palmendichte in Basel ist verhältnismässig gross – vor allem für eine Stadt dieses Breitengrades. Schliesslich liegt Basel weder im Tessin noch am Genfersee, wo es Palmen satt hat. Und wo man sie auch erwartet. Aber in Basel? «Die Winter in Basel sind relativ mild, die Sommer recht warm. Das mögen Palmen», klärt uns Wolfgang Schmitt vom Schmitt-Steul Gartencenter in Lörrach und Rheinfelden auf. «Allerdings waren Palmen noch vor ein paar Jahren weniger gefragt. Das Risiko, dass die Palmen im Winter erfrieren, war zu hoch.» Wie im Winter 2014, als viele Palmen kaputt gegangen sind. Auch Wolfgang Schmitts Palme wurde Opfer dieses Winters. «Mit der Klimaveränderung nimmt das Risiko ab, daher werden aktuell wieder mehr Palmen nachgefragt.» Die Pandemie hat diese Nachfrage sicher noch beschleunigt. Die Bewohner waren mehr an ihr Zuhause gebunden und hatten Zeit, sich um Garten und Balkon zu kümmern. Mit dem Urlaub in die Ferne wird es wohl bei vielen auch dieses Jahr nichts, weshalb die Anzahl Palmen in Basels Gärten noch zunehmen dürfte. Denn eine Palme vermittelt wie keine andere Pflanze mediterranes Urlaubsgefühl und weckt eine Sehnsucht nach fernen Ländern. Wie viel besser der Cocktail unter Palmen schmeckt, weiss auch jeder, der schon einmal die Sandoase in Basel besucht hat. Ab April verwandeln Palmen und Sand die Terrasse des Dreiländerecks in eine tropische Strandlandschaft. Und spätestens nach zwei Cocktails lässt sich die fremde Hafenumgebung bestens in das Strandbild integrieren. Nur eine Frage der Fantasie. Das Konzept kommt gut an. Das Gefühl, seine Füsse in den Sand zu bohren, im Liegestuhl unter Palmen zu fläzen und eine Margarita zu schlürfen, befriedigt ein grosses Bedürfnis.

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Palmen schmücken Basels Vorgärten.

Tessin könnte verzichten

Kein Wunder also, möchten viele diesen Hauch von Exotik im eigenen Garten. Dagegen spricht im Prinzip nichts, allerdings sind Palmen Neophyten, sogenannte «neue» Pflanzen, die unter Umständen andere Pflanzenarten verdrängen. Die meisten Neophyten gelten als unproblematisch, doch es gibt auch welche, die Probleme bereiten wie beispielsweise der Riesenbärenklau oder die Ambrosia. Der Gesetzgeber unterscheidet zwischen invasiven und potenziell invasiven Pflanzen. Erstere dürfen nicht verkauft und nicht gepflanzt werden. Potenziell invasive Pflanzen wie der Kirschlorbeer dürfen verkauft werden, allerdings mit einem Warnhinweis und unter Berücksichtigung fachmännischer Anwendung und Pflege, um eine unkontrollierte Ausbreitung zu verhindern. Dazu gehört auch die beliebte Chinesische Hanfpalme, auch Tessinerpalme genannt, die sich stark im Tessin verbreitet hat, wo sie teils grossen Schaden anrichtet. Deshalb wurde sie dort auf die Liste der invasiven Pflanzen gesetzt. Durch ihre Dominanz verhindert die Hanfpalme die Erneuerung lokaler Arten, verdrängt die bestehende Vegetation und dezimiert ganze Schutzwälder. Unter Palmenverbänden wächst dann nicht mehr viel, denn das Wurzelsystem besteht aus dünnen, eher kurzen Wurzeln, die den Boden instabil machen. Damit schützt die Palme auch weniger vor Erdrutschen als einheimische Baumarten wie beispielsweise die Buche oder Eiche. Zudem können die leicht entzündbaren Stammfasern der Palmen und die hängenden Blätter im Falle eines Brandes die Intensität und Ausbreitung des Feuers fördern. Im Südkanton werden Besitzer von Tessinerpalmen daher vom Departement für Umwelt aufgefordert, jährlich die gelben Blütenstände zurückzuschneiden, bevor die Pflanze Früchte produziert.

Für Diversität sorgen

Die Gefahr von Waldbränden und Erdrutschen ist in Basel gering. Dennoch wird die Verbreitung im Auge behalten, denn auch hier gibt es Schutzwälder, beispielsweise entlang der Auen. Auch in Basel sollten Besitzer die Blütenstände daher zurückschneiden. Dann steht einer Palme nichts mehr im Weg. «Man kann sich durchaus eine Palme gönnen », findet auch Wolfgang Schmitt, «allerdings sollten dazu andere blühende Pflanzen wie Salbei, Lavendel, Veronika oder Fingerhut gepflanzt werden, um eine gewisse Diversität zu erlangen. Das freut auch die Bienen und Vögel. Eine Palme allein ist ökologisch fast nutzlos.» Das gilt auch für die anderen Palmenarten wie die Washingtonia, die Zwergpalme oder die Kanarische Dattelpalme. Nutzlos zwar im Alleingang, aber auch unproblematisch, da sie die ursprüngliche Vegetation nur wenig beeinflussen. Dafür brauchen sie mehr Aufmerksamkeit vor dem Winter. «Im Moment sind diese Palmenarten eher etwas für eingefleischte Palmenfans, die um deren Empfindlichkeit wissen und sie frostfrei in der Garage überwintern lassen», so Wolfgang Schmitt. Für welche Palme man sich auch entscheidet, bei der Pflege gibt es einiges zu berücksichtigen. Insbesondere wenn sie im Topf gehalten wird. «Wenn es schneit, sollte man die Blätter nach oben zusammenbinden, denn die Blätter halten dem Schneedruck nicht stand», empfiehlt der Profi. «Den Stamm bindet man am besten mit Flies ein.» Ist die Palme im Boden, muss sie die ersten zwei Jahre viel gegossen werden, danach bedient sie sich aus der Tiefe, Palmen wurzeln tief. Schliesslich müssen sie mediterrane Orkane aushalten. » Und noch etwas sollte beachtet werden, bereits beim Kauf: die Herkunft und Anzucht der Palmen. «Wir verkaufen ausschliesslich italienische Palmen, da die Italiener auf bessere Einwurzelung und mehr Platz im Topf achten. Sie geben der Pflanze also mehr Zeit. Das macht es beim Transport zwar teurer, die Palme ist aber qualitativ besser. Das spiegelt sich natürlich im Preis wider. Doch wie überall, sollte man sich auch hier fragen, was man für sein Geld möchte: bessere Qualität oder minderwertigere Massenware. Dominique Simonnot

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